Lebensmittelretten in Deutschland

Lebensmittelretterinnen und Retter gab es schon immer. Während früher einzelne Menschen bei Geschäften und Marktständen zum Feierabend nach aussortieren Waren gefragt haben, sind es seit 25 Jahren Organisationen wie die TAFELN, die Lebensmittel retten.

Neuen Schwung hat das Essenretten durch den Film »Taste the waste« von Valentin Thurn bekommen. Zunächst wurde dadurch bei vielen das Bewusstsein geschärft dafür, dass insgesamt zwischen 30 - 50% aller erzeugten Lebensmittel am Ende nicht konsumiert werden. Es gibt hohe Verluste durch nicht geerntetes Obst/Gemüse. In der Handelskette geht Einiges verloren. Am Ende wirft auch der Verbraucher viel weg, ca. 85 Kilo je Einwohner pro Jahr in der Bundesrepublik.

Es gibt Unternehmen wie im »Im Angebot« in und um Leipzig, sowie »Adler« in Dortmund, die Lebensmittel kurz vor oder nach MHD in Geschäften verkaufen. Daneben gibt es von ehemaligen Essensrettern gegründete Betriebe wie »SIRPLUS« in Berlin und »The Good Food« in Köln, die mit besonders sozialem Anspruch solche Waren vertreiben. Vielen nicht bekannt ist die Tatsache, dass auch nach MHD verkauft werden darf.

Die Arbeit der TAFELN ist ja hinreichend bekannt. Weniger bekannt sind die Abläufe bei FOODSHARING:

FOODSHARING wurde in der Folge von »Taste the waste« am 12.12.2012 gegründet. Im Unterschied zu den TAFELN liegt hier der Focus auf der Rettung der Lebensmittel und nicht auf der Versorgung von Bedürftigen. Für mich schien FOODSHARING ein riesiger Schritt zur Verringerung der Verluste an Lebensmitteln.

Leider ist FOODSHARING dann doch relativ schnell an seine Grenzen gestossen. Den Grund dafür sehe ich in der fehlenden personellen Ausstattung. Im Unterschied zu anderen ehrenamtlichen Organisationen wurde bisher weitgehend auf das akquirieren von Spenden und gänzlich auf Mitgliedsbeiträge verzichtet. Demzufolge fehlt der Organisation trotz der Mitarbeit von 36.000 Essensrettern die Schlagkraft. Weder im Bezug zu potentiellen Lebensmittelspendern noch in der Öffentlichkeitsarbeit ist FOODSHARING stark aufgestellt. Die logistische Basis von FOODSHARING ist die Internetplattform, deren Erstellung enorm aufwändig war und nur dank des kostenlosen Einsatzes von Raphael Wintrich zustande kam. Bis auf wenige Ausnahmen gibt es keine bundesweiten Kooperationen mit grösseren Handelsketten. Dabei gibt es neben den TAFELN immer Abholmöglichkeiten, die von Essensrettern optimal genutzt werden könnten. Grossrettungen von Backwaren, die äusserst effizient sind, gehen finanziell zu Lasten der Abholerinnen/Abholer. Entsprechend wenige Essensretter sind dazu bereit. So gehen alleine bei einer Bäckereizentrale in Köln jeden Tag im Durchschnitt 2 Tonnen Backwaren in die Tonne.

Auf der anderen Seiten gibt es viele Foodsaver, die von den Abholungen bei Supermärkten auch persönlich sehr profitieren. 

An der Stelle ein Blick auf die prozentualen Verluste:

Lebensmitteleinzelhandel = ca. 1,2%

Bäckereiketten und Grossproduzenten wie HarryBrot = 10 - 15%

In 5 Jahren hat FOODSHARING ca. 14 Millionen Kilo gerettet. Das entspricht 14.000 Tonnen, bei 66 Millionen Tonnen Verlust in der Republik macht das weniger als 1 Promille. Glücklicherweise ist bei FOODSHARING mittlerweile eine Regionalisierung im Gange, die es den einzelnen Vereinen ermöglichen soll neue Wege zu gehen.

Eine rein örtliche Alternative gibt es z.B. an der Thomaskirche im Agnesviertel. Dort werden jeden Dienstag gerettete Backwaren und andere Lebensmittel verteilt und ein Frühstück überwiegend aus geretteten Lebensmitteln angeboten. Dafür wird dann um eine kleine Spende für die Kirche gebeten.

Soweit dazu.

Der grosse Durchbruch steht also noch aus. Dabei wäre der so wichtig. Noch immer hungern ungefähr 800 Millionen Menschen auf diesem Planeten, während Lebensmittel mit denen man mindestens 2 Milliarden Menschen ernähren könnte, weggeworfen werden.

 

Ein Beitrag unseres Klimabotschafters Christian

© Titelbild: Del Barrett / unsplash.com


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