How to: Kleidertausch selber machen

Wer nachhaltig leben möchte, kommt um die Frage unnötigen Konsums nicht herum. So ist es auch bei mir. Ich möchte einfach nicht mehr einkaufen gehen, wenn es nicht nötig ist. Was aber tun, wenn man dennoch Freude an wechselnden Kleidungsstücken, Stilen und Farben hat? Es existiert bereits so viel, das wir nutzen können, und das ist nicht nur in meinem Kleiderschrank so. Wenn ich Kleidung nur noch selten oder gar nicht mehr trage, gebe ich sie gerne weiter. So hat hat sich bei mir ein gut funktionierender Kreislauf der Kleidungsstücke, die ich trage, etabliert. Neben meinem Kleiderschrank steht immer ein Korb, in dem ich Kleidung sammle, die ich nicht mehr trage, von der ich aber ausgehe, dass sie jemand anders noch liebgewinnen könnte.

Früher bin ich immer gerne zu Kleidertausch-Veranstaltungen anderer Leute gegangen, natürlich mit meinem Korb im Gepäck. Seit 2015 organisiere ich selbst zwei bis drei mal im Jahr einen Kleidertausch. Angefangen habe ich das einfach so zu Hause, in unserer Küche mit Freundinnen. Das kann ja eigentlich jede*r von uns – liebe Leserin, lieber Leser, mach doch auch mal! Das war immer sehr nett und war immer auch ein schöner Zeitpunkt, um Kuchen zu essen, Tee zu trinken und zu plaudern. Irgendwann habe ich eine Gruppe in einem sozialen Netzwerk erstellt, und die erste Veranstaltungseinladung ging an 25 Freundinnen raus, die fast alle kamen. Inzwischen sind 155 Freundinnen von Freundinnen in der Gruppe und der ganze Spaß findet in einer Lagerhalle statt. Frauen bringen säckeweise Klamotten mit, die sie nicht mehr tragen und schleppen säckeweise neue Klamotten, die sie (wenn auch nur bis zum nächsten Kleidertausch) tragen, wieder heim.

Das hat mit Minimalismus nichts zu tun. Ist aber ja auch nicht unser Anspruch. Dennoch stellte sich bei mir während der letzten Veranstaltungen ein kleiner Ekel ein. Diese Berge an Klamotten bilden die Absurdität unseres Konsumverhaltens ganz gut ab. Übriggebliebene Kleider gebe ich entweder an die Kleiderei oder bringe sie zu gut ausgesuchten Organisationen, die die Kleidung wiederum weitergeben. Abends stellt sich bei mir meist ein gemischtes Gefühl ein: zum einen freue ich mich über jedes Kleiderstück, dass durch meinen Kleidertausch nicht neu produziert und letztlich nicht gekauft wurde. Zum anderen macht sich weiterhin Ratlosigkeit breit. Wie schaffen wir es, noch mehr Menschen klar zu machen, dass unser Konsumverhalten einen Einfluss auf das Leben der Menschen hat, die unsere Kleidung – teils unter widrigen Umständen – herstellen?

 

 

 

Ein Beitrag von Nicole

© Fotos: Nicky Alexandra Photography


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