Hintergrundinfos: Dossier "Mit dem Rad durch Köln"

"Die Förderung des Radverkehrs gehört zu den zentralen Aufgaben der zukünftigen Verkehrsplanung für die Stadt Köln […]."

 

Mit dieser Stellungnahme leitet der Kölner Verkehrsausschuss die Begründung für den Beschluss des Radverkehrskonzepts "Stadtbezirk Innenstadt" ein.(1) Seitdem wurden beispielsweise die Fußgängerzonen in der Innenstadt für den Radverkehr freigegeben, neue Schutzstreifen in Köln-Ehrenfeld, Porz und Mülheim markiert und zusätzliche Fahrradstellplätze am Westbahnhof errichtet. Darüber hinaus wurden in mehreren Stadtteilen Kölns die Geh- und Radwege saniert und die Radwegebenutzungspflicht auf den Ringen aufgehoben.(2) Weitere Maßnahmen stehen bevor oder befinden sich aktuell in der Umsetzungsphase – zur Freude der Kölner Radfahrer.

 

Doch wie ambitioniert sind die angesetzten Verbesserungen eigentlich im überregionalen Vergleich?

In den sogenannten Fahrradstädten Europas, wie etwa Kopenhagen oder Amsterdam, wurde die oben erwähnte "Förderung des Radverkehrs" etwas umfangreicher definiert. Dort gibt es beispielsweise mehrstöckige Fahrradstellplätze, Brücken, deren Nutzung ausschließlich Radfahrern und Fußgängern gestattet ist (3) und generell breitere Fahrradwege. Kopenhagen ist außerdem im Begriff, sogenannte Cykelsuperstiers, Radwegenetze mit besonderen Komfortleistungen, zu etablieren. Auf diesen Strecken werden automatische Luftpumpen und eine vorrangige Schneeräumung bereitgestellt; zudem soll der Weg mit dem Rad in die Stadt durch eine gezielte Anbindung der Außenbezirke attraktiver für Pendler werden.(4) Eine der zukunftsweisendsten Entwicklungen besteht möglicherweise darin, dass das Fahrradfahren in den beschriebenen Städten etwas absolut Alltägliches ist. Der morgendliche Weg zur Arbeit mit dem Rad oder größere Besorgungen mit einem Lastenrad sind so üblich, dass sie gar keiner Überlegung bzw. Thematisierung mehr bedürfen.

Die infrastrukturellen Standards aus Amsterdam und Kopenhagen wird Köln auch nach der Umsetzung des Radverkehrskonzepts nicht aufweisen. Zwar wurde bereits Anfang 2013 vom Land NRW ein Planungswettbewerb für Radschnellwege ausgerufen, bei dem die Stadt Köln ein Projekt zur Verbindung der Kölner Innenstadt mit dem Bahnhof Frechen eingereicht hat. Es dauerte jedoch bis November 2016, die dafür erforderlichen Vorbereitungsschritte durchzuführen und ein Ingenieurbüro für die Generalplanung auszuwählen. Bis zur tatsächlichen Fertigstellung des Radschnellwegs wird es daher vermutlich noch einiger Zeit bedürfen(5), obgleich mittlerweile sogar die Bundesregierung die finanziellen Mittel zum Ausbau von Radwegen massiv aufgestockt hat.(6)


Doch ist die Orientierung an anderen Fahrradstädten überhaupt angebracht? Oder wären Maßnahmen dieser Größenordnung in Köln gar nicht nötig? Vielleicht sind hier ja zunächst einmal ganz andere Faktoren von maßgeblicher Bedeutung für die Verbesserung der Verkehrslage?!

Wir sind gespannt darauf, eure Meinung zum Thema "Radfahren in Köln" zu hören – insbesondere zu den folgenden Fragestellungen …

 

  • Stellplätze für Fahrräder am Gehwegrand – einzige Parkmöglichkeit oder störendes Hindernis? Wo wünscht ihr euch mehr Fahrradstellplätze? Schickt uns gerne Fotos dieser Orte!
  • Thema "Fahrradleichen": sollten abgestellte Räder schneller und regelmäßiger von der Stadt entfernt werden – oder bedeutet dies eine Einschränkung für Fahrradbesitzer, die ihr Rad nur selten nutzen? In welchem Maß trägt jeder einzelne von uns die Verantwortung, Fahrradwracks bei der Stadt Köln zu melden?
  • Schwer einsehbare Kreuzungen und Einmündungen als Gefahrenquelle für alle Verkehrsteilnehmer – welche solcher Stellen begegnen euch täglich? Schickt uns gerne auch entsprechende Fotos dazu!
  • Wünscht ihr euch als Auto- und Radfahrer bei Einbahnstraßen, die in beide Richtungen für Fahrräder freigegeben sind, einen klareren Hinweis (insbesondere für entgegenkommende Autos)? Oder – Hand aufs Herz – fahrt ihr generell so oft gegen Einbahnstraßen, dass die besondere Markierung unerheblich ist?
  • Thema "Ampelphasen und grüne Welle" – welche Kreuzungen haben grundsätzlich eine zu schnelle Schaltung für Radfahrer?
  • Radwege ins Nirgendwo – wo trefft ihr täglich auf Baustellen ohne Umleitung für Fahrradfahrer? Und wo wäre dringend mal eine Baustelle nötig, weil der Radweg nur noch aus Schlaglöchern besteht?
  • Welche generellen Wünsche habt ihr, um das Radfahren in Köln für euch und alle attraktiver zu gestalten? Welche der Anliegen richten sich dabei speziell an eure Mit-Radfahrer … und in welchen Punkten möchtet ihr auch euer eigenes Verkehrsverhalten verbessern?


Bitte beachtet: Diese Diskussion ist nicht dazu gedacht, einen Schlagabtausch zwischen verschiedenen Interessengruppen anzuheizen. Vielmehr suchen wir nach möglichst vielen unterschiedlichen Standpunkten, konstruktiven Auseinandersetzungen und nach neuen Vorschlägen! Jeder Einzelne von uns, der am Straßenverkehr teilnimmt, nimmt Einfluss auf unsere Mobilitätskultur – und so können wir alle einen Teil zu gegenseitiger Rücksichtnahme und offener Mitgestaltung leisten. Wir freuen uns auf eure Anregungen!

 

Schau doch auch mal hier …

Vorbild Kopenhagen – Wege zu einem geförderten Fahrradverkehr, Artikel der Zeit Online vom 16. Februar 2012

Artikel im Kölner Stadtanzeiger zur Realisierung von Radfahrprojekten innerhalb Kölns

RHEIN-SCHIENE Nr.58, Winter 2016/2017

 

(1) Beschlussvorlage "Gutachten zum Radverkehrskonzept für den Stadtbezirk Innenstadt", Verkehrsausschuss der Stadt Köln, Sitzung vom 14.06.2016

(2) Aktuelle Online-Meldungen der Stadt Köln zum Radfahren

(3) Online-Artikel "MEHR BIKES ALS EINWOHNER: FAHRRADSTADT AMSTERDAM", 13.08.2014 auf FahrradXXL

(4) Wikipedia-Portrait der Fahrradstadt Kopenhagen

(5) Online-Meldung der Stadt Köln und des Landes NRW

(6) Spiegel Online-Artikel "Bund will Fahrradschnellwege ausbauen" vom 03.04.2017


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