Wenn einer eine Reise tut …

Als Klimabotschafter besteht ja meine Aufgabe darin irgendwas für das Klima zu machen und darüber zu berichten. Natürlich soll ich vor allem mit irgendwas aufhören, das dem Klima schadet, ich fungiere hier ja schließlich als so eine Art positives Vorbild oder sowas. Auch abseits der Klimacommunity habe ich mir Ziele formuliert, durch meine Projektmitgliedschaft erhöht sich gefühlt nur der Druck diese konsequent zu verfolgen. Jedenfalls ist eines davon weniger zu fliegen. Eigentlich bin ich in meinem Leben nämlich schon genug mit dem Flugzeug unterwegs gewesen: Israel, Peru, Berlin, Nord- Mittel- und Südamerika, Bangladesch, Australien, Schottland, Spanien, Italien, Marokko, Portugal. Teilweise habe ich die Länder auch öfter besucht oder habe dort weitere Inlandsflüge gemacht, andere habe ich wahrscheinlich sogar vergessen, so oft saß ich schon selbstverständlich im Flugzeug. So bin ich auch aufgewachsen, es war vollkommen normal für mich so zu reisen. Ja klar, wenn hier keine Sonne ist, dann fliege ich halt zu der hin. Wie auch so viele andere Dinge, die – für einige von uns zumindest – als normal gelten, wollte ich diesen Konsum mal hinterfragen, besonders angesichts der aktuellen globalen Klimaveränderungen und der Frage, was ich zum Klimaschutz beitragen kann. Aber gut, ich hab einiges von »der Welt« ja auch schon gesehen und habe gut Reden.

Ich möchte hier weder Flugverbote propagieren noch alternative Reisemöglichkeiten vorstellen. Aber einige Flugreisen sind vermeidbarer, als andere. Zwischen einem Tag nach Wien oder für ein Semester nach Peking zu fliegen oder für die Arbeit darauf angewiesen zu sein, bestehen offensichtlich Unterschiede. Manchmal sind Flüge aber auch nicht nur von eigenen Entscheidungen abhängig, auch klar. Ein Großteil meiner Familie zum Beispiel lebt in Israel, da werden Kinder geboren, wird geheiratet und gestorben. Ein Freund von mir ist mit seiner Familie nach Chile ausgewandert. Klar, dass ich da wahrscheinlich auch mal hinfliege.

Es geht mir persönlich jedenfalls darum, das, was ich immer als Normal empfunden habe, zu hinterfragen und wenigstens ein paar Konsequenzen daraus zu ziehen. Und Selbstverständlichkeiten zu überdenken vergessen wir auch als größere Gruppe, wenn etwas zu einem normalen Bestandteil unserer Freundeskreise oder der ganzen Gesellschaft geworden ist. Letztendlich geht es darum mal auf sich selbst zu schauen und zwar ohne sich mit anderen zu vergleichen. Wie auch immer. Für meine »Erkenntnis« habe ich vielleicht ein bisschen lang gebraucht und ich werde mit Sicherheit nochmal ein Flugzeug betreten, aber eben nur noch wenn es notwendig ist, was auch immer das heißen mag. Und immerhin werde ich niemals eine Kreuzfahrt machen!

 

Ein Beitrag unseres Klimabotschafters Benni

© Titelbild: Nils Nedel / unsplash.com


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Kommentare (1)



Christian Horsters 09.04.2018

Danke für den schönen Text zum Thema 'Fliegen'.

 

Zum Thema Kreuzfahrt:

Noch in diesem Jahr gibt es das erste grössere mit Gas betriebene Kreuzfahrtschiff, die AIDAnova. Damit zu reisen schein mir aus ökologischer Sicht ganz in Ordnung.