Upcycling – Müssen wir wirklich jedem modischen Trend hinterherlaufen?

Den meisten Menschen ist es augenscheinlich ziemlich egal, wie und wo ihre Kleidung produziert wird – und selbst viele, die die Wahrheit hinter Fast Fashion kennen, ignorieren diese gekonnt bei dem nächsten Einkaufsbummel. Da es so verlockend ist, ist es auch so schwer, den inneren Schweinehund zu überwinden und etwas dagegen zu tun. Der Erwerb günstiger und schlecht produzierter Kleidung ist so leicht und unkompliziert: Wir können mal eben in die Schildergasse schlendern und uns dort von dem prallen Angebot berieseln lassen. Meistens kaufen wir dann viel mehr oder überhaupt etwas ganz anderes als das, was wir eigentlich »brauchen«. Und so landen viele Kleidungsleichen in unseren Kleiderschränken, von denen wir uns nicht trennen wollen, die wir jedoch einfach nie wieder tragen werden. 

Eine Möglichkeit, dagegen anzugehen, ist das Upcyclen von Kleidungsstücken, um damit aus alten Klamotten neue zu schaffen. Denn faire Kleidung hat – berechtigterweise – ­ihren Preis und auch wenn wir überwiegend solche kaufen wollen, macht uns häufig der Geldbeutel einen Strich durch die Rechnung. Aber brauchen wir wirklich so häufig neue Klamotten? Ich habe meinen Konsum, was Kleidungsstücke angeht, seit dem Vorgängerprojekt von der Klimaschutz Community Köln umgestellt: Ich kaufe fast keine Kleidung mehr und wenn, dann versuche ich darauf zu achten, dass diese möglichst fair und ökologisch produziert wurde. Eine sinnvolle Alternative zu neuer Kleidung stellen auch Kleidertauschparties mit Freundinnen dar, über die ich noch berichten werde. Und eben das Upcycling:

Da hing zum Beispiel ein Kleid in meinem Kleiderschrank, das ich wunderschön fand, aber einfach zu eng und zu kurz war. So habe ich kurzerhand den oberen Teil mit den Armen abgeschnitten, ein Bündchen angenäht und hatte innerhalb von wenigen Minuten einen neuen Lieblingsrock, den ich heute sehr häufig trage. Das Kleid würde immer noch ungetragen in meinem Kleiderschrank hängen... Ebenso schnell und unkompliziert können wir alte Jeans in kurze Hosen verwandeln oder alte T-Shirts in Röcke und vieles mehr! Es gibt sehr viele Möglichkeiten und das Internet bietet viele Anregungen. Mit Upcycling haben wir die Möglichkeit, dem Klima und unserer Umwelt etwas Gutes zu tun: Wir verwenden Kleidungsstücke, die bereits produziert sind und keinen Weg mehr zu uns zurücklegen müssen. Sie sind schon gewaschen und damit deutlich unbelasteter, was die ganzen Schadstoffe anbelangt, die in der Textilbranche verwendet werden. Und vor allem: Wir sind nicht mehr auf die Sklaverei bei den Produktionsbedingungen angewiesen!

Wer sich gerne ein neues Kleidungsstück nähen möchte, kann in ausgewählten Stoffläden auch ohne allzu großes schlechtes Gewissen Stoff kaufen. Es gibt zum Beispiel EvLi´s-Needle in Kassel. Hier werden – auch im Onlineshop – nur Stoffe aus kontrollierten Firmen in Europa verkauft. Und auch in eurem Veedel gibt es sicher Stoffläden, die genauso auf fairen, möglichst klimaneutralen Handel achten. Einfach nachfragen!

Es gibt also viele Möglichkeiten, den nächsten Gang in die Schildergasse zu umgehen und sich ein ganz persönliches, auf den Leib geschneidertes Kleidungsstück zu schaffen, das mit Sicherheit nicht als Kleiderschrankleiche endet – und wenn doch, wird es bei der nächsten Kleidertauschparty hoffentlich einen anderen Menschen glücklich machen.

 

Ein Beitrag unserer Klimabotschafterin Merle

© Titelbild: Merle Nicolaus


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