Stichwort "Kölner Mobilitätskultur" – eure Meinung ist gefragt!

Manch einer von uns kennt diese bittere Situation vielleicht: Wir kehren nach einem langen Tag zu der Stelle zurück, an der wir unser Fahrrad geparkt hatten … und müssen feststellen, dass es nicht mehr dort steht. Was aber, wenn wir es statt dessen an einem Fahrradständer auf der anderen Straßenseite entdecken – mit frisch aufgepumpten Reifen, geölter Kette, und der freundlichen Bitte, in Zukunft an den dafür vorgesehenen Plätzen zu parken?

In Kopenhagen gehört dieser Service bereits seit mehreren Jahren zum Alltag. Sogenannte "Bike Butlers" kümmern sich im Umfeld zentraler Metro-Stationen darum, dass Fahrräder umgeparkt werden, damit sie Rettungsfahrzeugen nicht den Weg blockieren. Statt einer Ermahnung für’s Falschparken gibt es einen netten Hinweis sowie eine kleine Pflegeeinheit für das Velo. Dieser positiv bestärkende Ansatz soll Radfahrer dazu motivieren, gezielt den an offiziellen Fahrradstellplätzen zu parken – offensichtlich mit Erfolg: während zu Beginn der Kampagne täglich noch rund 150 Fahrräder umgestellt werden mussten, sind es mittlerweile nur noch 30 bis 50. (1)

Auf diese Weise wird der Verkehrsfluss in den Ballungsräumen der Stadt verbessert, und Radbesitzer fühlen sich trotz der regulierenden Maßnahmen wertgeschätzt: ein gelungenes Beispiel für die Optimierung der innerstädtischen Mobilitätskultur.

 

Mobilitätskultur als alltäglicher Lebensbereich

Mobilitätskultur – was genau bedeutet dieser Begriff überhaupt? Das "Glossar Verkehrswesen und Verkehrswissenschaften" der Technischen Universität Dresden definiert ihn folgendermaßen: "Unter Mobilitätskultur versteht man das Verhalten und die Auseinandersetzung der Menschen zu ihrer Mobilität und Verkehr. Sie tritt in Form von physischen und intellektuellen Leistungen in Erscheinung […]." (2) 

Anders formuliert könnte man also auch sagen, dass mit "Mobilitätskultur" sowohl die Teilnahme am öffentlichen Verkehr, als auch das umfassende Bewusstsein für letzteren gemeint sind. Die städtische Infrastruktur oder das Angebot des ÖPNV zählen genauso dazu wie die Annahme der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten und ein partnerschaftliches Verkehrsverhalten.

 

Der Blick auf Köln

An dieser Stelle wird für uns natürlich ein Blick auf die Mobilitätskultur der Stadt Köln interessant. Als klimaorientierte Plattform sind wir daran interessiert, den Radverkehr, den ÖPNV und nicht zuletzt die Fortbewegung zu Fuß zu fördern … und wer erlebt und prägt die tägliche Kölner Mobilitätskultur direkter als ihr? Deshalb möchten wir eure Ansichten und Verbesserungsvorschläge hören!

Für unseren nächsten Aktionsmonat "Mobilität", der am 01. April startet, rufen wir alle KölnerInnen dazu auf, an einer öffentlichen Diskussion über die lokale Verkehrskultur teilzunehmen. Dabei werden wir jede Woche einen anderen Aspekt aus dem Angebot nachhaltiger Verkehrskonzepte unter die Lupe nehmen und auf unserer Facebook-Seite vorstellen.

Gemeinsam mit euch möchten wir konkrete Fragen zu den Themen "Radfahren in Köln", "Carsharing", "Öffentliche Verkehrsmittel" und "fußgängerfreundliches Köln" diskutieren. Auch Experten aus den jeweiligen Bereichen sollen dabei zu Wort kommen – und natürlich ihr! Wir hoffen, eine Vielfalt an Standpunkten und Ideen zusammenzutragen, die abschließend als Meinungsbild veröffentlicht und auf unserer Saisonabschlussveranstaltung an Verantwortliche weitergegeben werden können.

Die Mobilitätskultur einer Stadt ist in hohem Maße für die Lebensqualität ihrer Bürger verantwortlich. Jeder von uns ist direkt und indirekt betroffen vom Zustand der Infrastruktur, von öffentlichen Verkehrsangeboten und Preisen, von Lärm, Emissionen, alters- und behindertengerechter Mobilität sowie nicht zuletzt von dem Grad an Zufriedenheit, mit dem wir am Verkehr teilnehmen. Es ist in unser aller Interesse, auf die tägliche Situation vor unserer Haustür positiven Einfluss zu nehmen. In diesem Sinne: wir freuen uns auf eure Meinung zu den Mobilitätsthemen!

Und vielleicht könnt auch ihr bald mit frisch aufgepumpten Reifen von einem neu errichteten Fahrradständer losstarten.

 

Schau doch auch mal hier...

Wikipedia-Portrait der Fahrradstadt Kopenhagen 

Nachhaltige Mobilitätskultur in Stuttgart – das Reallabor schafft Vorzeigeprojekte im öffentlichen Raum

 

(1) Artikel "'Bike butlers' tackle problem of Copenhagen's illegally parked bikes", Simon MacMichael für road.cc, 2010

(2) "GLOSSAR VERKEHRSWESEN UND VERKEHRSWISSENSCHAFTEN – DEFINITIONEN UND ERLÄUTERUNGEN ZU BEGRIFFEN DES TRANSPORT- UND NACHRICHTENWESENS", TU Dresden, Nr.2/2006


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