Lesung »Planet Planlos«

Am vergangenen Mittwoch, den 12. September, haben Anne Weiss und Stefan Bonner im FORUM der Volkshochschule im Rautenstrauch-Joest-Museum aus ihrem Roman »Planet Planlos: Sind wir zu doof, die Welt zu retten?« gelesen. Im Anschluss gab es eine offene Diskussion mit den Autoren sowie Dr. Barbara Möhlendick von der Koordinationsstelle Klimaschutz und Johanna Pulheim vom Referat für Internationale Angelegenheiten der Stadt Köln.

Willkommen im Weltuntergang

Eines stellten die beiden Autoren zu Anfang klar: in der verhältnismäßig kurzen Zeit der Lesung kann – und soll – nicht angestrebt werden, die Entwicklung des Klimawandels mit all seinen Hintergründen, Ursachen und Folgen zu erläutern. Statt dessen konzentrierten Weiss und Bonner sich darauf, bekannte Tatsachen in einen detaillierteren Kontext zu stellen sowie durch gezielt präsentierte Fragen und Fakten zum Nachdenken (und anschließendem Austausch) anzuregen. So eröffneten sie ihre Lesung mit provokanten Zwischenüberschriften und einer Zusammenfassung der weltweiten klimatisch bedingten Wetterphänomene.

Nichts Neues, aber mehr Extreme

Dürren und Hitzewellen, Fluten und Regenfälle, Eisschmelze und tauender Permafrost – die meisten direkten Folgen des Klimawandels sind uns bekannt. Statt mit neuen Phänomenen konfrontiert zu werden, müssen wir mit extremeren Konsequenzen umgehen, wie etwa der heiße Sommer in diesem Jahr gezeigt hat. (Detaillierte grafische Darstellungen des globalen Temperaturanstiegs und anderer klimatischen Entwicklungen stellt die NASA auf ihrer Webseite zur Verfügung). Doch die zunehmend drastischen Wetterphänomene haben auch gesellschaftliche und politische Folgen: Ernteausfälle, Hunger, Krieg und Seuchen stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit klimatischen Veränderungen. Die Weltbank schätzt die Anzahl der Menschen, die infolge des Klimawandels ihre Heimatländer verlassen müssen, auf über 140 Millionen bis zum Jahr 2050; weltweite gesundheitliche Risiken der Klimaveränderungen führt die WHO auf. Darüber hinaus haben die meteorologischen Auswirkungen auch finanzielle Folgen: die durch Naturkatastrophen entstandenen Schäden im Jahr 2017 werden auf einen Rekordwert von weltweit rund 135 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Aussicht: Heiter bis Weltuntergang

Wenn dieses Szenario den aktuellen Zustand spiegelt, wie sehen dann unsere Zukunftsprognosen aus? Weiss und Bonner zitierten dazu Forscher weltweit (u.a. James Hansen), die sich alle in einem Punkt einig sind: bis spätestens 2200 wird die Temperatur auf der Erde so weit ansteigen, dass Menschen hier nicht mehr lebensfähig sind. Dabei drohen uns bereits bis zum Ende dieses Jahrhunderts massive Temperaturanstiege, denn der Klimawandel vollzieht sich nicht als lineare Veränderung: wie die Autoren darlegten, ist es nur noch eine Frage der (knapp bemessenen) Zeit, bis sich klimatische Prozesse verselbstständigen und eine Folge von Kettenreaktionen mit sich bringen. Für eine Anpassung an diese Veränderungen besteht dann keine Zeit mehr – es ist zwei Minuten vor zwölf.

Wollen wir uns weiterhin auf unser Glück verlassen?

Ab wann genau die Erderwärmung ein Level erreicht, das ein Überleben der Menschheit unmöglich macht, kann nicht exakt prognostiziert werden. Ebenso wenig kann das tatsächliche Eintreten möglicher Szenarien garantiert werden – wissenschaftliche Berechnungen gehen von Wahrscheinlichkeiten aus. Doch die Vergangenheit zeigte, so Weiss und Bonner, dass klimatische Veränderungen stets schlimmer eintrafen, als ihre Prognosen verlauten ließen. Wollen wir uns also wirklich weiterhin auf unser Glück verlassen?

Der abschließende Appell der beiden Autoren war eindeutig: Jede*r Einzelne von uns kann – und sollte – Einfluss auf eine Verlangsamung des Klimawandels nehmen. Dabei plädierten Weiss und Bonner für eine globale Zusammenarbeit, die sich vor allem auf vier zentrale Bereiche konzentrieren sollte: Energie, Mobilität, Ernährung und Produktion (Anregungen für Handlungsbeispiele in diesen vier Themenfeldern findet ihr auf der KCK-Webseite).

In der anschließenden, von Dunja Karabaic (bureau gruen, Veedelfunker, ökoRAUSCH Festival) moderierten Diskussionsrunde äußerte sich ein großes Interesse der rund 200 Teilnehmer*innen insbesondere an nachhaltigen Veränderungen in den Bereichen »Mobilität« und »Energie«. Dr. Barabara Möhlendick wies in diesem Zusammenhang auf das aktuelle Maßnahmenprogramm der Stadt Köln hin, welches Ende Herbst diesen Jahres in den Beschluss geht – und in dem u.a. Maßnahmen zur Förderung und Unterstützung des Radverkehrs sowie des ÖPNV geplant sind. Über entsprechende Entscheidungen und Ergebnisse werden wir in den kommenden Monaten auf unserer Webseite berichten.

Anne Weiss und Stefan Bonner haben im Rahmen ihrer Lesung 60 Minuten lang über jene unbequeme Wahrheit gesprochen, die wir gerne zu verdrängen suchen: wir haben nur diese eine Erde, und wir machen sie gerade für uns Menschen unbewohnbar. Sind wir zu doof, die Welt zu retten? Es bleibt zu hoffen, dass unsere Antwort nicht nur in einem entschlossenen »Nein« besteht – sondern auch in ebenso entschlossenem Handeln.

 

© Titelbild: Uli Kreifels


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