Klima statt Kohle?

Es ist einer der größten Polizeieinsätze der nordrhein-westfälischen Geschichte – und er steht in unmittelbarem Zusammenhang mit unserem Klima: im Hambacher Wald, keine Stunde von Köln entfernt, werden derzeit die von Umweltaktivisten besetzten Baumhäuser geräumt und eine endgültige Rodung des Gebiets ermöglicht. Mit der Abholzung der letzten Hektare wird nicht nur ein europaweit einzigartiger Wald, der zahlreiche geschützte Tierarten beheimatet, zerstört, sondern auch die Förderung des klimaschädlichsten Brennstoffs für Kraftwerke aufrecht erhalten.

Klimabelastung durch Braunkohle

Laut Umweltbundesamt handelt es sich bei Braunkohle den »fossile[n] Brennstoff, von dem die höchste Klima- und Umweltbelastung ausgeht«. 2016 verursachten die deutschen Braunkohlenkraftwerke 50% der durch Stromerzeugung bedingten CO2-Emissionen – bei einem Anteil von 23,1% an der Bruttostromerzeugung. Neben dem UBA erachten auch Naturschutzverbände wie der NABU, der WWF sowie Greenpeace einen Kohleausstieg als unabdingbar, um die Klimaschutzziele gemäß des Pariser Klimaabkommens zu erwirken.

RWE und NRW leiten Rodung ein

Obgleich die Braunkohlenkraftwerke von RWE die größten Kohlendioxid-Emittenten in Europa darstellen, plant der Energiekonzern eine weitere Rodung des Hambacher Walds zur Aufrechterhaltung des Tagebaubetriebs. RWE bezeichnet die Rodungsarbeiten als dringende Notwendigkeit, deren Fortsetzung nicht zuletzt im Sinne einer »Verlässlichkeit des geltenden Genehmigungsrahmens« geschehe. Nun ebnet auch die Politik den Weg für die finale Rodung: nachdem NRW-Innenminister Reul den Protestierenden im Hambacher Wald eine Abschaffung des deutschen Staats vorwarf, sorgten fehlerhafte Meldungen über Tunnelsysteme und Waffen für eine zusätzliche Verschärfung des Konflikts. Schließlich ordnete das Bauministerium NRW unter Berufung auf Mängel an Brandschutz und Baugenehmigung eine Räumung der besetzten Baumhäuser an. Seit vergangenem Donnerstag (13.09.2018) wurde bereits mehr als die Hälfte der Baumhäuser im Hambacher Wald geräumt; bis zum Ende der Woche soll der Einsatz abgeschlossen sein. RWE Power, welche die Aktion als Verwaltungshelfer unterstützt, kündigte die nächsten Rodungen für Oktober 2018 an.

Einsatz ohne Ausblick

Es ist einer der größten Polizeieinsätze der nordrhein-westfälischen Geschichte – doch er verteidigt statt des Klimas vor allem wirtschaftliche Interessen. Während auf Bundesebene seit Juni über den Kohleausstieg verhandelt wird, liegt RWE noch eine Abbaugenehmigung bis 2045 vor, deren Relevanz jene der umweltpolitischen Ziele offensichtlich überwiegt: die Möglichkeit, ein Zeichen für Klima und Nachhaltigkeit zu setzen, hat der Energiekonzern versäumt. Selbst wenn die Energiewende in NRW vor 2045 realisiert werden kann – den Hambacher Wald wird sie nicht mehr retten.

Ihr möchtet den ältesten Wald im Rheinland vor seiner Abholzung noch einmal besichtigen? Bei den von Naturführer Michael Zobel geleiteten Waldspaziergängen habt ihr einmal im Monat die Möglichkeit dazu (Hinweis: Beim letzten angemeldeten Spaziergang hat die Polizei das Betreten des Waldes untersagt). Weiterhin könnt ihr euch auf der Hambach-Demo am 6. Oktober sowie im Rahmen von Aktionen wie »Ende Gelände« und »Aktion Unterholz« für den Erhalt des Hambacher Walds einsetzen! Infos findet ihr auch auf dem offiziellen Blog zum Hambacher Wald sowie auf Facebook und Twitter.

 

© Titelbild: Todde Kemmerich


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