Fastenzeit: Bewusstheit für uns – und die Umwelt

Mit dem Aschermittwoch hat vorletzte Woche für viele Menschen die Fastenzeit begonnen, in der sie vierzig Tage lang auf bestimmte Lebensmittel oder Aktivitäten verzichten. Die Ursprünge einer Fastenphase vor Ostern lassen sich bis ins 2. Jahrhundert zurückverfolgen; im Rahmen der kirchlichen Tradition wurden später verschiedene Fastenstufen und Riten näher festgelegt. Der Hintergrund des Verzichts bestand darin, ein äußeres Zeichen von Buße und Besinnung zu setzen.

Laut der mittelalterlichen Fastenregeln war der Verzehr von Fleisch, Milchprodukten, Alkohol und Eiern verboten, und es durfte nur eine Mahlzeit am Tag eingenommen werden (in der Regel abends). Vor Beginn der Fastenzeit mussten daher die Vorräte an tierischen Produkten aufgebraucht werden, woraus die Tradition entstand, während der Karnevalstage Backwaren wie Krapfen aus Eiern, Milch und Schmalz herzustellen. Vor diesem Hintergrund entwickelte sich im französischsprachigen Raum auch die Bezeichnung »Mardi Gras«, »fetter Dienstag«, für den Karnevalsdienstag.

Wenn diese »fetten Tage« vorbei sind, beginnt also der bewusste Verzicht auf Lieblingsspeisen oder Annehmlichkeiten – der sich für die meisten Fastenden gar nicht so sehr nach einem Verzicht, sondern eher nach einer gesteigerten Bewusstheit anfühlt. Nicht umsonst ist das Fasten seit einigen Jahren in den verschiedensten Bereichen beliebt geworden. Sei es Konsum-, Handy- oder Autofasten, oder der Verzicht auf Süßigkeiten, Kaffee und Alkohol: dahinter steht stets die Frage, welche Dinge uns im Leben wirklich wichtig sind. Was verändert sich, wenn wir Gewohnheiten neu hinterfragen? An welchen Stellen wird ein Verzicht zur Bereicherung? Wie lernen wir dabei, uns selbst, unseren Alltag, unsere Umgebung neu wahrzunehmen?

Die Ausweitung des klassischen Fastens auf vielfältige Lebensbereiche bietet eine tolle Chance für mehr Bewusstheit im Alltag. Umso schöner ist es, dass diese Bewusstheit meistens auch nach der Fastenzeit noch eine Weile lang andauert … und vielleicht übernehmen wir einen Teil der neu gelernten Verhaltensweisen sogar dauerhaft?! Sei es der Vorsatz, weniger Fleisch zu essen, Müll zu vermeiden oder das Auto öfter mal stehen zu lassen: zur Veränderung ist immer ein erster Schritt notwendig. Die Fastenzeit bietet eine spannende Möglichkeit, um verschiedene Schritte in ein neues Gebiet zu wagen und selber zu entscheiden, wie weit wir dabei gehen möchten.

Fest steht, dass jeder Beitrag, den wir damit für uns oder unsere Umwelt leisten, einen Unterschied macht. Nehmen wir das doch mal zum Anlass, um ein paar Verhaltensänderungen auszuprobieren, mit denen wir etwas für unsere Gesundheit, unseren Geldbeutel und für’s Klima tun können. Auf der Klimaschutz Community-Homepage findet ihr eine Vielzahl von Anregungen dafür … wie wäre es beispielsweise mit einem Kaffee-Einwegbecher-Fasten? Auch der Verzicht auf nicht-saisonale oder nicht-regionale Lebensmittel stellt eine spannende Herausforderung für die Fastenzeit dar; genau so wie das Reduzieren der täglichen Duschzeit um mehrere Minuten.

Unsere ganz persönliche Belohnung erfahren wir dabei nicht nur durch das bewusstere Erleben des Alltags, sondern auch durch das gute Gefühl, etwas ausprobiert und ein Ziel erreicht zu haben. In diesem Sinne wünschen wir euch ein inspiriertes, neugieriges Ausprobieren – und dass die eine oder andere Veränderung vielleicht zur geliebten Gewohnheit wird!


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